Tetanie

Tetanie
Krampfkrankheit

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Te|ta|nie 〈f. 19durch Muskelkrämpfe in Armen u. Beinen u. Überempfindlichkeit des Nervensystems gekennzeichnete Krankheit; Sy Spasmophilie [→ Tetanus]

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Tetanie
 
[zu Tetanus] die, -/...'ni |en, latente oder akute neuromuskuläre Übererregbarkeit aufgrund einer Erniedrigung der Serumkonzentration der Calcium-, auch der Magnesiumionen. Die hypokalzämische Tetanie geht auf einen Calciummangel zurück, die normokalzämische Tetanie v. a. auf eine verminderte Calciumionisierung.
 
Im Säuglings- und Kleinkindalter entsteht die rachitogene Tetanie (Spasmophilie) meist infolge Rachitis durch das Absinken des Calciumspiegels (Hypokalzämie); die Neugeborenentetanie kann durch eine Nieren- oder Epithelkörpercheninsuffizienz ausgelöst werden. Im tetanischen Anfall kommt es zu Krämpfen an Händen und Füßen ohne Bewusstseinsverlust, gegebenenfalls auch zu Stimmritzenkrämpfen oder zu einer Bronchotetanie mit bedrohlichen Atemstörungen.
 
Im Erwachsenenalter wird eine Hypokalzämie meist durch eine Unterfunktion der Nebenschilddrüsen (Hypoparathyreoidismus) verursacht; weitere Ursachen einer hypokalzämischen Tetanie sind schwere Calciumresorptionsstörungen oder Mangelernährung, eine durch Niereninsuffizienz hervorgerufene Hyperphosphatämie oder Vergiftungen, die zu einer chemischen Bindung des Serumcalciums führen (z. B. mit Fluoriden, Oxalaten). Normokalzämische Tetanie wird v. a. durch eine vermehrte Bindung der Calciumionen an Plasmaalbumine hervorgerufen, die in Form der respiratorischen Alkalose bei Hyperventilation, in Form der metabolischen Alkalose bei häufigem Erbrechen oder aufgrund endokriner Störungen auftritt. Auch Schädel-Hirn-Traumen können zu einer normokalzämischen Tetanie führen.
 
Die Symptome bestehen bei einer latenten Tetanie in gesteigerter Erregbarkeit des Nervensystems, asthmatoiden Zuständen, migräneartigen Beschwerden, Sensibilitätsstörungen, Leistungsminderung und Affektlabilität; ein Anfall kann durch psychische Belastungen oder Hyperventilation ausgelöst werden. Die manifeste Tetanie äußert sich in einem Minuten bis Stunden anhaltenden tetanischen Anfall in Parästhesien (Taubheitsgefühl und Kribbeln in Armen und Gesicht), Angstzuständen, Schmerzen in der Herzgegend, Bauchkrämpfen, Verkrampfung der Hände in »Pfötchenstellung« (Beugung der Hand- und Fingergrundgelenke bei gestreckten Fingern), Fußkrämpfen, Verkrampfung der Mundmuskulatur (»Karpfenmaul«), teils auch Krämpfen der glatten Muskulatur, v. a. der Bronchien.
 
Die Diagnose wird durch neurologische Tests (z. B. Chvostek-Zeichen), gegebenenfalls auch durch serologische Untersuchungen gesichert. Die Behandlung besteht beim akuten Anfall in einer intravenösen Calciumzufuhr und richtet sich darüber hinaus nach den Ursachen.
 
Bei Tieren treten Tetanien v. a. bei Rindern, Schweinen und Hunden auf. - Beim Rind haben sie große wirtschaftliche Bedeutung. Die Weidetetanie (Grastetanie, Grasseuche) entsteht meist innerhalb einiger Tage bis weniger Wochen nach dem Auf- oder Umtrieb auf Weiden mit üppigem, saftigem Graswuchs und befällt meist Kühe mit hoher Milchleistung. Die Ursache ist v. a. eine negative Magnesiumbilanz (hypomagnesämische Tetanie), wobei einem Magnesiumverlust, besonders durch die Milch (bis 6 g täglich), ein zu geringer Magnesiumgehalt in jungen, zu rasch gewachsenen Gräsern gegenübersteht. Weiterhin sind hoher Kaliumgehalt des Futters, klimatische Faktoren (z. B. nasskalte Witterung) und dadurch bedingter Appetitmangel sowie individuelle Faktoren (Bewegung, Brunst u. a.) von Bedeutung.
 

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Te|ta|nie, die; -, -n [zu ↑Tetanus] (Med.): (bes. durch Absinken des Kalziumspiegels hervorgerufener) krampfartiger Anfall.

Universal-Lexikon. 2012.

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